
Team Asobis Maskottchen Astro Bot hat nicht nur das 3D Jump & Run-Genre in Sonys Line-Up wiederbelebt, sondern ist auch Sonys experimentierfreudigste Marke für Hardware-Spielerein. Angefangen hat Astro Bots Karriere auf PlayStation VR mit dem Titel Astro Bot Rescue Mission, der hinsichtlich der Spielmechanik und zahlreichen Gegner-Designs auch den aktuellen PlayStation 5-Titel geprägt hat. Wer Astro Bot Rescue Mission auf der PlayStation 5 spielen möchte, der benötigt aber neben einem PlayStation VR-Headset – ein PlayStation VR2-Headset ist keine Alternative – insbesondere auch einen PlayStation 4-Controller mit Leuchtfeld, da zahlreiche Funktionen im Spiel das Licht im PS4-Controller für Bewegungssteuerung nutzt.
Die Geschichte in Astro Bot: Rescue Mission wird in einer kurzen, textfreien Sequenz erzählt und gewinnt sicherlich keinen Innovationspreis. Das fiese grüne Alien Nebulax hat Astro Bot und seinen Freunden das Raumschiff zerlegt, um die VR-Brille, die das Raumschiff trägt, einzuheimsen. Bei der Gelegenheit hat Nebulax nicht nur die verschiedenen Teile des Raumschiffs über fünf verschiedene Galaxien verteilt, sondern zudem mehr als 200 Bots in missliche Lagen verteilt. Mit der Unterstützung des Spielers, der in diesem Spiel die Rolle eines hilfsbereiten Roboters einnimmt, muss Astro Bot seine Freunde und sein Schiff retten.

Astro Bot Rescue Mission ist in fünf Welten zu je vier Levels und einem separaten Endgegnerlevel unterteilt. Zusätzlich gibt es eine Zusatzwelt, in der man für jedes Level des Hauptspiels ein Extralevel freischalten kann, indem man im jeweiligen Level ein scheues Chamäleon findet und anschaut, bis es platzt. Diese Zusatzlevel sind größtenteils kurze Time Attack-Level, es gibt aber auch eine Hand voll Zusatzlevel, in denen man mit einem der zahlreichen Gimmicks im Spiel Punkte sammeln muss. In den Zusatzlevels kann man jeweils zwei Bots – abhängig von der Leistung im Level – freischalten, wohingegen in den normalen Levels im Spiel jeweils acht Bots versteckt sind, die man auf dem Weg durch das Level auflesen kann.
Spielerisch ist Astro Bot: Rescue Mission im Grundsatz simpel gestaltet. Astro kann laufen, springen, in der Luft eine kurze Zeit schweben und Gegner mit einem Schlag oder Wirbelangriff besiegen. Die Steuerung geht einfach von der Hand und die Spielphysik fühlt sich – genau wie in den beiden Nachfolgern – sehr angenehm an. Die Kamera ist hingegen weitgehend starr und folgt Astro Bot linear durch das Level. Ungewöhnlich und in Anbetracht der vielen Sammelgegenstände etwas nervig ist, dass die Kamera allerdings nur vorwärts folgt. Wenn man mit Astro ein Stück zurückläuft, bleibt die Kamera stehen, so dass man sich, um Astro im Blick zu behalten, umdrehen muss und selbst damit natürlich nur sehr eingeschränkt zurücklaufen kann. Wenn man sich an die teilweise fies gewählten Verstecke der Bots einmal gewöhnt hat, ist das kein allzu großes Problem mehr, aber es erschließt sich mir nicht, wieso die Entwickler mit der Kamera so restriktiv waren.

So starr die Wahl der Position der Kamera ist, so viel Freiraum hat man allerdings beim Umschauen, denn zu jedem Zeitpunkt kann man in alle Richtungen schauen und nicht selten versteckt sich ein Bot oder Chamäleon an der Rückseite einer Plattform, die man gerade passiert hat, hoch oben oder tief unten, so dass man sich immer wieder aktiv umschauen muss. Auch das Vorbeischauen an Hindernissen bindet den Spieler immer wieder aktiv in die Kameraführung ein. In vielerlei Hinsicht handelt es sich hierbei um reine Spielereien, die aber die Qualität des Head-Trackings des PSVR eindrucksvoll demonstriert. Zusätzliche Spielereien wie poröse Blöcke, die mit dem Kopf eingeschlagen werden können oder Kopfball-Eingaben binden das Headtrack zudem ein.
Eine große Rolle spielen zudem Steuerungsgimmicks, die in etwa einem Drittel der Level zum Einsatz kommen. Stößt man im Level auf eine Schatztruhe, wird der Dual Shock 4 Controller zu einem aktiven Bestandteil im Gameplay. So kann man beispielsweise Shurikens durch Gesten auf dem Touchpad abfeuern, ein Seil zum Balancieren spannen, mit dem Leuchtfeld des Dual Shock 4 den Weg vor Astro erhellen oder aber wie in einem Lightgun-Spiel mit dem Dual Shock 4 schießen. Auffällig ist hierbei die umfangreiche Nutzung des Touchpads, das meines Erachtens nicht allzu gut mit der übrigen Steuerung zusammen geht. Insbesondere bei den Shurikens und dem selbst zu verschießenden Seil, wo die Tutorialeinblendungen die Verwendung des Zeigefingers empfehlen, beißen sich mit der Verwendung der Facebuttons. Besonders ärgerlich ist das, wenn das Touchpad ohnehin nur als Button fungiert und man genauso gut eine der unbenutzten Schultertasten hierzu hätte verwenden können. In den normalen Levels führt diese Designentscheidung nicht zu Problemen, in den Time Attacks kann es allerdings schon einmal sehr fummelig werden und in meinen Augen den Spielspaß trüben.

Das Leveldesign in Astro Bot Rescue Mission ist spaßig, allerdings über einen etwas zu großen Teil des Spiels etwas zu simpel. An einigen Stellen verlässt sich Astro Bot etwas zu stark auf die Besonderheit seiner Steuerungsfeatures und reizt das Potenzial der Platformer-Mechaniken nicht aus. Wer vor allem Interesse an sorgfältig designten Plattform-Sequenzen hat, der wird mit Lucky’s Tale auf PlayStation VR wohl etwas besser bedient, auch wenn dafür im Gegenzug die verspielte Einbindung der vielen Features des PSVR-Headsets eine deutlich geringere Rolle spielen. Aus reiner Platforming-Perspektive sind insbesondere auch beide Astro Bot-Nachfolgespiele raffinierter.
Technisch ist Astro Bot: Rescue Mission sehr beeindruckend. Auch wenn ich es erst nach Astro Bot auf der PlayStation 5 gespielt habe, hat mir die Plastizität der Optik hervorragend gefallen und es ist trotz des Generationensprungs auch abseits der Vorteile durch die 3D-Darstellung im VR-Headset kein qualitativer Nachteil zu erkennen. Egal ob Astro, die verspielten Umgebungen oder die teilweise sehr imposanten Endgegner, das Design von Rescue Mission weiß zu überzeugen. Für Spieler, die empfindlich auf werbende Cameos reagieren sei zudem erwähnt, dass Rescue Mission anders als seine Nachfolger nicht auf PlayStation-Nostalgie setzt, sondern ausschließlich Hinsichtlich des Designs des Raumschiffs und des Controllers im Spiel auf etablierte PlayStation-Designs zurückgreift.

Astro Bot: Rescue Mission ist ein verspieltes, liebevoll designtes 3D Jump & Run, das sich teilweise etwas zu stark in seinen Gimmicks verliert und dadurch an Komfort einbüßt. Wer das entschuldigen kann oder gar die immersive Natur dieser Gimmicks zu schätzen weiß, der bekommt ein durchweg unterhaltsames 3D Jump & Run voller Geheimnisse geboten, das die VR-Plattform überzeugend demonstriert und insbesondere auch von der Tiefenwahrnehmung ernsthaft profitiert. Für Genre-Fans ist Rescue Mission trotz der hohen Hardware-Anforderungen ein Pflichttitel.

Getestet auf PlayStation 5 via Abwärtskompatibilität mit PlayStation VR.